Lichtblicke - hier finden Sie regelmäßig und aktuell die im Wochenblatt erscheinenden Texte unserer Pfarrer

 

„Lichtblicke“ oder: Wir stellst Du Dir Gott vor?

Vor einem Jahr, am Sonntag, dem 19. September 2021 brach der Vulkan auf La Palma aus. Ich hatte den Gottesdienst in Puerto de la Cruz übernommen und man berichtete mir, wie der Ausbruch ein paar Stunden zuvor von dort sichtbar gewesen sei. Gott sei Dank ist niemand durch den Vulkan direkt ums Leben gekommen. Aber es gab viel Zerstörung und Tränen. Mir war, als „fauchte der Berg“! Die Kraft der Erde flößte Respekt und Ehrfurcht ein. Gleichzeitig ging von dem Ereignis aber auch eine Faszination aus. Kein Wunder, dass die Menschen früher in einem Vulkanausbruch ein Zeichen der Anwesenheit Gottes vermuteten. Die Guanchen sahen im Teidevulkan den bösen Gott „Guayota“ am Werk. Auch die Bibel kennt das „Zittern des Berges“ als Zeichen der Gegenwart Gottes (2.Mose 19,18). Als Jesus stirbt soll ebenfalls ein starkes Erdbeben die Welt erschüttert haben „und die Felsen zerrissen“ (Mt. 27,51).

Heute können wir Naturgewalten meistens - auch ohne die Religion zu bemühen - erklären. Dennoch sagen wir oft „Mein Gott!“, wenn wir Außergewöhnliches wahrnehmen. Und wenn wir von Gott reden, benutzen wir beschreibende Wörter oder Bilder. Etwa: „Gott ist die Liebe!“ So heißt es oft zum Beispiel bei Hochzeiten. Und in unzähligen Predigten wird immer wieder gesagt: „Gott liebt dich so wie du bist!“ Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Gott wird auch für Schlechtes verantwortlich gemacht: „Warum straft Gott mich so?“ sagt der unheilbar Kranke. Gott der Zornige? Gott der Liebende? Was gilt?

Ist Gott im Himmel, so weit weg, dass man auch auf ihn verzichten kann? Aber selbst Menschen, die sich als nicht religiös bezeichnen, tragen oft ein Kreuz als Schmuckstück oder haben irgendwo einen Engel stehen: Zeichen für Gottes Nähe zu den Menschen. Ferne? Nähe? Was gilt?

Man soll sich kein Bild von Gott machen, lesen wir in den 10 Geboten. Wir können Gott nicht festlegen auf eine Eigenschaft. Dann würden wir uns einen Gott bauen nach unseren Bedürfnissen. Aber ich kann Gott bitten, dass er mir und Dir gnädig begegnet. Ich kann um seinen Segen bitten, damit ich abends getrost einschlafen kann. Und am Morgen kann ich Gott danken, dass ich einen neuen Tag erleben und nutzen darf. In mir überwiegt die Vorstellung, dass Gott barmherzig ist und uns nahe sein will, gerade wenn wir das Gefühl haben: Er ist ganz weit weg.

Die kleinen Andachten von uns Pfarrern im Wochenblatt hatten die Überschrift: „Lichtblick“. Das ist für mich ein weiteres schönes Bild für Gott und den christlichen Glauben. Ich danke der Redaktion des Wochenblattes für die Möglichkeit, immer wieder „Lichtblicke“ zu beschreiben. Ich bedaure, dass das Wochenblatt seinen Betrieb einstellen muss. Wenn „Lichtblick“ aber ein Symbol für den barmherzigen und segnenden Gott ist, dann wird es Lichtblicke auch weiterhin für uns alle geben.

Das wünscht Ihnen und Euch

Unterschrift Immo Wache

Immo Wache, Ev. Tourismuspfarramt Teneriffa

 

 

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